Mehr finanziellen Freiraum durch duale Ausbildung
Sie sind Experten für Betreuung und Bildung, sie sind Vorbilder, Bezugspersonen und Brückenbauer auf dem Weg in die Schule: Erzieherinnen und Erzieher. Ihre Berufsaussichten sind sehr gut, sie werden dringend gebraucht. Wer jetzt im September mit einer Ausbildung beginnt, hat also beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Die „Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen“, kurz OptiPrax, gibt es seit 2016 beim Bezirksverband Oberbayern. Es handelt sich dabei um eine duale Ausbildung, bei der sich Praxiswochen und Unterrichtswochen in der Regel im 14-tägigen Rhythmus abwechseln. Die umfangreichen theoretischen Inhalte werden an der Fachakademie für Sozialpädagogik der AWO in München und Oberbayern gemeinnützige GmbH vermittelt. Der
Praxisteil erfolgt in einer Einrichtung, die frei gewählt werden kann.
Das OptiPrax-Modell läuft als Modellversuch in Bayern aus und wird in die sogenannte „praxisintegrierte Ausbildungsform“ eingeführt“, weiß Daniela Luber, stellvertretende Schulleitung der AWO-Fachakademie. Die Grafik zeigt den aktuellen Aufbau der Ausbildung.
Theorie und Praxis gehen Hand in Hand
Auch Emil Weber hat sich für diesen Ausbildungsweg entschieden. Er startet am 1. September als OptiPrax-Azubi im Kindergarten Rappelkiste in Unterschleißheim, wo er auch mit seiner Familie lebt. Warum er sich für dieses Modell entschieden hat: „Theorie und Praxis gehen hier Hand
in Hand“, sagt Weber, „und Beruf und Familie kann man gut unter einen Hut bringen.“ Emil Weber ist 42 Jahre alt, hat zwei Kinder im Alter von 9 und 17 Jahren und ist gelernter Kfz-Mechaniker. Zuletzt war er als Werkstattleiter im Autohaus tätig und verantwortete u.a. auch den Schulungsbereich. Jetzt möchte er Erzieher werden. „Auch meine Frau und meine Jungs stehen voll hinter mir. Selbst wenn der Verdienst jetzt etwas knapper ausfällt, meine Frau ist berufstätig und wir können die Zeit gut überbrücken“, berichtet Weber.
Verkürzte Ausbildungszeit
OptiPrax verzahnt Theorie und Praxis eng miteinander. Die Ausbildung kann so verkürzt in drei statt fünf Jahren gemacht werden. Während der kompletten Ausbildungszeit erhalten Auszubildende im OptiPrax eine Vergütung: Im ersten und zweiten Ausbildungsjahr gibt es 1.140,69 €, im dritten Ausbildungsjahr 1.202,07 € und im vierten Ausbildungsjahr 1.303,38 €. Am Ende steht – wie bei allen anderen Ausbildungswegen – die Abschlussprüfung zum*r staatlich anerkannten Erzieher*in.
Attraktives Ausbildungsmodell
Zugangsvoraussetzung für OptiPrax ist mindestens die Mittlere Reife, aber auch Abiturient*innen und Quereinsteiger*innen wählen zunehmend diesen Weg. Gleichwohl: „Der Doppelbelastung muss man standhalten können“, weiß man in der Fachakademie. Beim Bezirksverband bieten derzeit 22 Kitas diesen Ausbildungsweg an. Für den Verband ist das OptiPrax-Modell „ein attraktiver Ausbildungsweg, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“. Emil Weber hat bereits während seines Zivildienstes in einer Kindertageseinrichtung gearbeitet. Neben Essensvorbereitungen und Reparaturarbeiten hat er sich auch um die Hausaufgabenbetreuung von Kindern aus der ersten und zweiten Klasse gekümmert. „Das hat mir
damals schon sehr viel Freude bereitet“, so Weber. Dennoch: Außerhalb der Schul- und Arbeitszeiten zu lernen und eine Facharbeit zu schreiben, sei knackig, dessen ist sich auch Weber durchaus bewusst.
Der Artikel ist in der WIR-Mitgliederzeitschrift erschienen und steht nachfolgend unter Downloads zur Verfügung.
Nutzen Sie das Formular für allgemeine Fragen und Anliegen an unsere Hauptverwaltung. Einrichtungsspezifische Anfragen (zu freien Plätzen o.Ä.) bitten wir Sie über die Kontakt-E-Mail-Adressen des jeweiligen Hauses zu stellen.